Was ist Laden im Einzelhandel?
Laden im Einzelhandel bezeichnet das Laden von Elektrofahrzeugen an Einzelhandelsstandorten wie Einkaufszentren, Geschäften und Supermärkten.
Anwendung des Ladens im Einzelhandel
Es ist mittlerweile ein häufiger Anblick, dass auf den Parkplätzen von Einzelhandelsgeschäften Ladestationen für Elektrofahrzeuge installiert sind. Dies ist nicht nur bequem für Kund:innen mit E-Fahrzeugen, sondern eröffnet Einzelhändlern auch eine neue Einnahmequelle.
Laden im Einzelhandel bezieht sich speziell auf das Laden von Elektrofahrzeugen an Einzelhandelsstandorten – mit besonderen Anforderungen, insbesondere hinsichtlich der geeigneten Ladesäulen für solche Standorte.
Eine Option ist die Installation von AC-Ladestationen (Level 2). Diese zählen zu den am häufigsten eingesetzten Ladepunkten, da sie sehr vielseitig sind. AC-Ladepunkte sind in verschiedenen Konfigurationen erhältlich, unterstützen unterschiedliche Ladegeschwindigkeiten und sind entweder direkt oder über einen Adapter mit verschiedenen Steckertypen kompatibel. Diese Art von Ladestationen ist zudem in allen Preiskategorien vertreten, sodass Betreiber:innen von Ladepunkten bei der Budgetplanung viel Flexibilität haben.
Eine weitere Option sind DC-Ladestationen (Level 3), auch als Schnell- oder Gleichstromlader bezeichnet. Diese Ladepunkte können ein Elektrofahrzeug in wenigen Minuten aufladen und sogar eine vollständige Ladung in unter einer Stunde ermöglichen.
Dank ihrer hohen Ladegeschwindigkeit eignen sie sich ideal für Einzelhandelsstandorte wie Supermärkte, bei denen der Aufenthalt meist nur kurz ist. Kund:innen mit E-Fahrzeugen können ihr Fahrzeug anschließen, einkaufen gehen und beim Verlassen über einen ordentlichen Ladezustand (SOC) verfügen. Allerdings sind DC-Ladestationen deutlich teurer als AC-Ladepunkte, was sie für Standortbetreiber:innen und CPOs (Charge Point Operators) wirtschaftlich unter Umständen untragbar macht.
Hinzu kommt, dass die Kosten für die Ladestation nicht die einzigen Ausgaben darstellen. DC-Lader benötigen Drehstrom. Ein derart leistungsstarker Ausgang setzt eine entsprechende Energiezufuhr voraus, was spezielle Elektroinstallationen erfordert – diese sind mit hohen Zusatzkosten verbunden.
Schließlich schlagen sich die hohen Leistungsanforderungen dieser Ladegeräte auch in den Stromkosten nieder. Die Bereitstellung großer Energiemengen in kurzer Zeit ist teuer.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Für die meisten Anforderungen im Einzelhandel sind AC-Ladepunkte (Level 2) genau die richtige Wahl. Zwar laden sie langsamer als DC-Ladestationen, doch sind sie wesentlich kostengünstiger, vielseitiger einsetzbar und erfordern selten Änderungen am bestehenden Stromnetz.
Bedeutung des Ladens im Einzelhandel
Trotz der zuvor genannten Herausforderungen bleibt das Laden im Einzelhandel ein integraler Bestandteil des Ökosystems der Elektromobilität. Der Grund liegt auf der Hand: Einzelhandelsstandorte gibt es überall – sie eignen sich ideal für den Aufbau eines flächendeckenden Ladenetzes. Darüber hinaus macht die hohe Dichte an Einzelhandelsstandorten dieses Segment besonders attraktiv für CPOs (Charge Point Operators) und E-Mobility Service Provider (eMSPs).
Es ist nur logisch, dass Fahrer:innen von Elektrofahrzeugen Einzelhändler bevorzugen, die Lademöglichkeiten anbieten. Zwar konnten durch technologische Fortschritte im Bereich der E-Fahrzeuge die Sorgen über die Reichweite (Range Anxiety) weitgehend gemindert werden – doch nun rückt die sogenannte Charging Anxiety in den Vordergrund. Denn obwohl E-Fahrzeuge auch für Langstrecken immer zuverlässiger werden, ist die Ladeinfrastruktur nach wie vor unzureichend ausgebaut. Deshalb bevorzugen Fahrer:innen Geschäfte, bei denen sie während des Einkaufs ihr Fahrzeug laden können.
Für Einzelhändler bedeutet das: Wer Ladestationen anbietet, punktet bei einer wachsenden Zielgruppe. Insbesondere wird das Geschäft für eine ganze Konsumentengruppe – nämlich Fahrer:innen von Elektrofahrzeugen – attraktiver. Einzelhändler können E-Ladestationen nutzen, um bestehenden Kund:innen einen Mehrwert zu bieten und gleichzeitig neue Besucher:innen anzusprechen, die primär zum Laden gekommen sind. In beiden Fällen entsteht eine zusätzliche, skalierbare Einnahmequelle. Genauso wichtig ist das Signal, das Einzelhändler durch die Installation von Ladesäulen senden: Es zeigt, dass sie nachhaltige Mobilität unterstützen und auf die Bedürfnisse einer Kundengruppe eingehen, die sich bewusst für ein emissionsfreies Fahrzeug entschieden hat.
Auch für Unternehmen im Bereich EV Charging eröffnet der Einzelhandel spannende Potenziale. So bringen Einzelhandelsstandorte einen entscheidenden Vorteil für CPOs mit sich: strategische Lagen. Insbesondere große Handelsketten befinden sich meist an stark frequentierten Standorten – eine ideale Ausgangslage für CPOs, um ihr Geschäft auszubauen.
CPOs können auch von der gesamten Kundenerfahrung profitieren, die E-Fahrer:innen beim Besuch im Einzelhandel machen. Solange der Einzelhändler einen guten Service bietet, wirkt sich dieses positive Erlebnis auch auf den CPO aus. Doch leider gilt auch das Gegenteil: Schlechte Kundenerfahrungen können sich negativ auf den CPO auswirken – selbst wenn diese mit dem eigentlichen Ladevorgang nichts zu tun haben. Daher ist es für CPOs entscheidend, Partnerschaften mit qualitätsbewussten Einzelhändlern einzugehen und sicherzustellen, dass beide Parteien ihren Verpflichtungen gewissenhaft nachkommen.
Praxisbeispiele für Laden im Einzelhandel
Angenommen, ein:e Fahrer:in eines Elektrofahrzeugs fährt zum Wocheneinkauf und hat dabei mehrere Einkaufsstandorte zur Auswahl. Auf dem Weg dorthin merkt die Person, dass das Fahrzeug geladen werden muss, um sicher nach Hause zu kommen. Naheliegenderweise wird der Standort bevorzugt, der über Ultraschnellladestationen verfügt. Neben der Tatsache, dass die Person dort einkauft, wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Zeit als gewöhnlich auf dem Gelände verbringen, während das Fahrzeug auf den gewünschten Ladezustand (SOC) gebracht wird. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie dort regelmäßig einkauft – sofern sie es nicht bereits tut.
Weitere Informationen zum Laden im Einzelhandel
Wie bereits erwähnt, bringt der Betrieb von leistungsstarken Ladestationen auch Herausforderungen hinsichtlich Netzanschluss und Stromrechnung mit sich. Glücklicherweise gibt es eine Lösung namens dynamisches Lastmanagement (DLM) bzw. dynamisches Lastbalancing. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die den Energieverbrauch an einem Standort intelligent steuert und so die Netzbelastung verringert. Vereinfacht gesagt: DLM passt die Ladevorgänge so an, dass der Energieverbrauch innerhalb eines definierten Grenzwerts bleibt.
Für Standortbetreiber:innen bedeutet das, dass leistungsstarke Ladeinfrastrukturen installiert werden können, ohne das bestehende Stromnetz aufrüsten oder verändern zu müssen. Gleichzeitig eröffnet DLM CPOs mehr Spielraum bei der Gestaltung von Ladetarifen und hilft ihnen dabei, Kosten zu optimieren und den Umsatz zu steigern.
Was die Umsatzverteilung betrifft, können CPOs und Standortbetreiber:innen unterschiedliche Vereinbarungen treffen. Die Details dieser Vereinbarungen beeinflussen Aspekte wie die Preisstruktur, das Umsatzbeteiligungsmodell, Wartungsverpflichtungen, die Einbindung von eMSPs usw. CPOs und Standortbetreiber:innen können unterschiedliche Organisationen sein – oder der Einzelhändler selbst übernimmt die Rolle des CPO für seine Ladepunkte.
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