Was ist EV-Laden in Mehrparteiengebäuden?

EV-Laden in Mehrparteiengebäuden bezeichnet die Installation, den Betrieb und die Nutzung von Ladestationen auf dem Gelände von Mehrfamilienhäusern. Zusammen mit dem Laden in Einfamilienhäusern bildet dies die Kategorie des residenziellen Ladens.

Anwendung von EV-Laden in Mehrparteiengebäuden

Der Aufbau einer effizienten und flächendeckenden Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge befindet sich im Wandel: War das Thema aufgrund der geringen EV-Verbreitung bislang eher ein „Nice-to-have“, ist es inzwischen zu einer echten Notwendigkeit geworden.

Ladenetzwerke sind der Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft im privaten wie auch im gewerblichen Verkehr – und Eigentümer von Mehrparteiengebäuden sind heute gefordert, eine aktive Rolle beim Aufbau einer zuverlässigen und zugänglichen Ladeinfrastruktur zu übernehmen.

Laut Daten des US-Energieministeriums findet rund 80 % des EV-Ladens zu Hause statt. Doch nicht jedes Heimladen ist gleich: Es bestehen Unterschiede zwischen den Anforderungen von EV-Besitzern, die in Einfamilienhäusern wohnen, und jenen, die in Mehrfamilienhäusern leben. Dasselbe gilt für die Verwalter und Eigentümer dieser Gebäude, die vor der Installation von Ladepunkten eine Vielzahl technischer, finanzieller und organisatorischer Aspekte berücksichtigen müssen.

Bedeutung des EV-Ladens in Mehrparteiengebäuden

Auch wenn das Laden im Wohnumfeld eine vorausschauende Planung erfordert, sind insbesondere die folgenden Vorteile zu berücksichtigen:

  • Höhere Attraktivität von Immobilien für Bewohner:innen: Der Besitz eines Elektrofahrzeugs ist mittlerweile weit verbreitet. Zwar dominiert aktuell noch der Verbrennungsmotor, doch dieses Verhältnis wird sich in den kommenden zehn Jahren deutlich verändern. Für die Immobilienbranche bedeutet das: Die Verfügbarkeit von Ladestationen – sei es in der Nähe oder direkt auf dem Grundstück eines Hauses oder Mehrparteiengebäudes – wird zunehmend zu einem entscheidenden Kriterium bei Kauf- oder Mietentscheidungen. Ladepunkte können somit die Attraktivität einer Immobilie für aktuelle und potenzielle Bewohner:innen steigern.
  • Förderung emissionsfreier Mobilität: Im Bereich Verkehr und Mobilität können Eigentümer:innen durch Wohngebäudelösungen für das Laden von Elektrofahrzeugen ihr Engagement für nachhaltige Praktiken unter Beweis stellen. Der Immobiliensektor hat bereits Maßnahmen wie Energieeffizienz, Wassereinsparung und nachhaltige Baustoffe übernommen – EV-Laden ist ein logischer nächster Schritt, um Gebäude aktiv zu nachhaltigen Einheiten zu machen.
  • Bidirektionales Energiemanagement: Die V2X-Technologie (Vehicle-to-Everything) ermöglicht einen bidirektionalen Energiefluss zwischen Elektrofahrzeugen und dem Stromnetz (über die Ladestation). Im Grunde werden EV-Batterien dadurch zu Energiespeichern und Energiequellen. Eine Unterkategorie dieser Technologie ist V2B (Vehicle-to-Building), bei der der Energieaustausch direkt mit dem Gebäudenetz erfolgt. Diese Technologie ist bislang nur vereinzelt im Einsatz, doch bei flächendeckender Einführung kann sie die Energieeffizienz von Gebäuden verbessern und durch Demand-Response-Programme (DR) sogar zusätzliche Einnahmen generieren.

Sowohl Charge Point Operators (CPOs) als auch E-Mobility Service Provider (eMSPs) können vom Wohnumfeldladen erheblich profitieren. Mit dem Fokus auf Mehrparteiengebäude erschließen sie sich eine größere Anzahl potenzieller Nutzer:innen an einem einzigen Standort – im Vergleich zum individuellen Heimladen. So können eMSPs beispielsweise EV-Besitzer:innen in Mehrfamilienhäusern über eine zentrale Schnittstelle (z. B. eine App) den Zugang zu privaten Ladepunkten und öffentlichen Ladenetzen ermöglichen und verwalten.

Praktisches Beispiel für das Laden in Mehrparteiengebäuden

Ein Mehrfamilienhaus mit einem Parkplatz weist mehrere Stellplätze speziell für Elektrofahrzeuge aus. Die dort installierten Ladestationen sind mit einem Back-End-System verbunden, das automatisch die entsprechenden Bewohner:innen erkennt, authentifiziert und abrechnet. Das Netzwerk kann auch Gästen des Gebäudes zur Verfügung stehen – oder sogar öffentlich zugänglich sein.

Weitere Informationen zum EV-Laden in Mehrparteiengebäuden

  • Die Installation von Ladestationen in Mehrparteiengebäuden muss keine kostspielige Investition sein. In vielen Ländern und Kommunen gibt es Förderprogramme, Subventionen und Zuschüsse für Immobilieneigentümer, um durch die Installation von Ladeinfrastruktur die emissionsfreie Mobilität zu unterstützen.
  • Die Installation von Ladestationen für den Wohnbereich ist etwas komplexer als das private Laden zu Hause. Es sind zahlreiche Vorschriften, gesetzliche Regelungen und Sicherheitsrichtlinien zu beachten – insbesondere bei der Einrichtung von Ladepunkten in Wohnanlagen oder ähnlichen Einrichtungen.
  • Ein Teil dieser Vorschriften betrifft die Sicherheit der elektrischen Infrastruktur eines Gebäudes, da das Laden von Elektrofahrzeugen eine erhebliche zusätzliche Last für das Stromnetz darstellen kann. Der positive Aspekt: Mit einer dynamischen Lastmanagement-Technologie (DLM) lässt sich der Energieverbrauch regulieren und unter einem definierten Grenzwert halten. Diese Technologie kann entweder über ein Charge Point Management System (CPMS) oder als separate Hardware-Komponente integriert werden.

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