Was ist eine halböffentliche EV-Ladeinfrastruktur?
Halböffentliche Ladeinfrastruktur bezeichnet das Laden von Elektrofahrzeugen an privat betriebenen, aber öffentlich zugänglichen Orten wie Einkaufszentren, Sporteinrichtungen, Restaurants, Bürogebäuden oder angrenzenden Parkplätzen.
Anwendung der halböffentlichen EV-Ladeinfrastruktur
Halböffentliche Ladestationen für Elektrofahrzeuge befinden sich an privat betriebenen Standorten, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Dazu zählen Geschäfte, Einkaufszentren, Restaurants, Sportstätten, Veranstaltungsorte, Bürogebäude usw. Damit fallen halböffentliche Ladepunkte (Charge Points, CPs) in die übergeordnete Kategorie des Destination Charging.
Diese Ladestationen gelten als „halböffentlich“, da sie in der Regel nur Besuchern oder Kunden und nur während der Öffnungszeiten zugänglich sind – im Gegensatz zu öffentlichen Ladestationen, die üblicherweise rund um die Uhr für jedermann verfügbar sind.
Halböffentliche Ladegeräte können als zusätzlicher Service für die Kunden des Standortbetreibers betrachtet werden. Das Laden kann sogar kostenlos oder als Bonus beim Kauf vor Ort angeboten werden.
Bedeutung der halböffentlichen EV-Ladeinfrastruktur
Das Angebot von Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge macht Unternehmen für bestehende und potenzielle Kunden attraktiver und verschafft ihnen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Standorten ohne installierte Ladepunkte (CPs). Mit dem zunehmenden Einsatz von Elektrofahrzeugen werden Standorte mit Ladeinfrastruktur noch wichtiger und spielen eine zentrale Rolle beim Aufbau eines umfassenden EV-Ladenetzes, das öffentliche, halböffentliche und private Ladelösungen umfasst. Darüber hinaus kann die Verfügbarkeit von Ladepunkten auf dem Gelände die Verweildauer der Kunden erhöhen, während sie darauf warten, dass ihre Fahrzeuge den gewünschten Ladezustand erreichen.
Für Charge Point Operators (CPOs) und Elektromobilitätsdienstleister (eMSPs) bietet die halböffentliche Ladeinfrastruktur erhebliche Vorteile. Diese Unternehmen verfügen über das nötige Fachwissen, um Ladeinfrastrukturen zu betreiben und für Fahrer zugänglich und attraktiv zu machen – Know-how, das Standortbetreiber in der Regel nicht besitzen und deshalb gerne an spezialisierte Partner auslagern.
Das gilt auch für Fälle, in denen der Standortbetreiber nicht Eigentümer der Ladestationen ist, sondern CPOs gegen Miete die Installation ihrer Ladepunkte erlaubt. In beiden Szenarien erhalten CPOs und eMSPs Zugang zu einem breiten Spektrum von EV-Fahrern, indem sie ihre Ladeinfrastruktur an halböffentlichen Standorten betreiben.
Zwischen Standortbetreibern und CPOs bzw. eMSPs kann eine symbiotische Beziehung entstehen: Der Gastgeber profitiert davon, E-Autofahrer anzuziehen, während CPOs und eMSPs von der erhöhten Besucherfrequenz vor Ort profitieren. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Qualität und Attraktivität des Ladeangebots auch stark von der allgemeinen Kundenerfahrung am Standort abhängt. Eine schlechte Erfahrung kann dazu führen, dass E-Fahrzeughalter den Ort samt Ladeangebot meiden.
Praxisbeispiel für halböffentliche EV-Ladeinfrastruktur
Betrachten wir folgendes Beispiel, in dem ein Ladepunktbetreiber – in diesem Fall der Standortbetreiber – sowohl von halböffentlichem als auch von öffentlichem Laden profitiert. Hierbei handelt es sich um einen Büroparkplatz mit installierten Ladepunkten für Mitarbeitende. Dieses firmeneigene Ladenetz ist während der Geschäftszeiten (z. B. 8:00 – 18:00 Uhr) ausschließlich und kostenlos für Angestellte zugänglich und wird außerhalb dieser Zeiten (18:00 – 8:00 Uhr) gegen Gebühr öffentlich zugänglich gemacht.
Zusätzliche Informationen zur halböffentlichen EV-Ladeinfrastruktur
- Einer der wichtigsten Faktoren, den Unternehmen bei der Entscheidung für die Installation von Ladepunkten berücksichtigen, ist die erforderliche Investition. Die Kosten können stark variieren – abhängig von Faktoren wie der Größe und dem Standort des Ladenetzes, dem benötigten Ladetyp sowie eventuellen erforderlichen Aufrüstungen des bestehenden Stromnetzes am Standort.
- Unternehmen müssen außerdem bedenken, wie sich Ladepunkte auf das lokale Stromnetz auswirken. Bei der Installation mehrerer Ladestationen ist es nicht ungewöhnlich, dass eine Lösung notwendig wird, um die Stabilität und Sicherheit des Netzes zu gewährleisten. Grundsätzlich gibt es zwei Optionen: eine physische Aufrüstung der elektrischen Infrastruktur – was kostenintensiv sein kann – oder der Einsatz von Dynamic Load Management (DLM), einer Softwarelösung, die den Energieverbrauch innerhalb eines definierten Rahmens hält.
- Ein weiterer Aspekt betrifft die Zugänglichkeit und Preisgestaltung. Einige halböffentliche Standorte bieten ihre Ladepunkte ausschließlich Besuchern kostenlos an – entweder als Bonus bei einem Einkauf oder gegen eine Gebühr. Andere Standorte machen die Ladestationen auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich, einschließlich Personen, die keine Kunden sind. Schließlich stellt sich auch die Frage der Umsatzbeteiligung, wenn der Standortbetreiber die Dienste eines CPO oder eMSP nutzt. Auch dies ist verhandlungsabhängig und kann auf verschiedene Weise geregelt werden.
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