Was ist öffentliches Laden am Straßenrand?
Laden am Straßenrand bezeichnet Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, die sich direkt an der Straße befindet.
Anwendung des öffentlichen Ladens am Straßenrand
Sozioökonomische und städtebauliche Merkmale sind die Hauptfaktoren, die den Bedarf an Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge bestimmen. Die Beschaffenheit des Wohnraums spielt dabei eine zentrale Rolle – sie beeinflusst maßgeblich, ob ein bestimmtes Gebiet eine umfassende öffentliche Ladeinfrastruktur benötigt oder besser mit privaten Heimladestationen bedient ist. In dicht besiedelten städtischen Gebieten, in denen Menschen überwiegend in Mehrfamilienhäusern leben, unterscheiden sich die Ladebedürfnisse erheblich von jenen in ländlichen Regionen, wo die meisten Menschen in Einfamilienhäusern wohnen und problemlos eine private Ladestation zu Hause installieren können.
Laden am Straßenrand – auch als „Curbside Charging“ bezeichnet – ist ein wichtiger Bestandteil eines ausgewogenen Ladeinfrastruktur-Mixes und bietet insbesondere E-Autofahrer:innen ohne Heimladestation große Vorteile. Gleichzeitig bringt der Aufbau eines zuverlässigen öffentlichen Ladenetzes am Straßenrand erhebliche Herausforderungen mit sich. Diese Hürden erklären, warum das Laden am Straßenrand in seiner Entwicklung gegenüber anderen Modellen wie dem Destination Charging oder dem Laden zu Hause noch zurückliegt.
Aufgrund seiner Komplexität erfordert das Laden am Straßenrand die Zusammenarbeit aller Beteiligten – von E-Fahrer:innen über Ladestationshersteller und -betreiber, Installationsunternehmen bis hin zu Stadtverwaltungen und Stadtplaner:innen.
Bedeutung des öffentlichen Ladens am Straßenrand
Viele E-Fahrer:innen können keine Heimladestation nutzen – sei es, weil sie keinen Zugang zu einem privaten Stellplatz oder einer Einfahrt haben oder weil sie in Mehrparteienhäusern wohnen, in denen (noch) keine Ladelösungen für Bewohner:innen installiert wurden. Für diese Nutzergruppe bleiben somit öffentliche und halböffentliche Lademöglichkeiten oft die einzige praktikable Lösung – was jedoch nicht ideal ist.
Trotz aller Herausforderungen stellt das Laden am Straßenrand einen vielversprechenden Markt für Ladestationshersteller, Charge Point Operators (CPOs) und E-Mobility Service Provider (eMSPs) dar. Sie können eine führende Rolle dabei übernehmen, bestehende Schwächen zu beheben – etwa die Notwendigkeit, E-Fahrer:innen einen zuverlässigen Zugang zu öffentlichen Ladepunkten am Straßenrand zu ermöglichen. Ebenso wichtig ist es, den Nutzer:innen kontextrelevante Informationen bereitzustellen, beispielsweise zu Preisen oder unterstützten Steckertypen. So wird verhindert, dass sie durch die Stadt fahren, nur um vor Ort festzustellen, dass die Ladesäule zu teuer, nicht verfügbar oder inkompatibel mit dem eigenen Fahrzeug ist. Solche Zusatzinformationen fallen in den Aufgabenbereich von eMSPs, doch auch alle anderen Akteure des E-Mobility-Markts können zur Wertschöpfung beitragen und vom Ausbau der Straßenrand-Ladeinfrastruktur profitieren.
Die Komplexität des Themas bietet CPOs und Installationsunternehmen zudem die Chance, sich durch spezifisches Know-how im Aufbau, Betrieb und in der Wartung entsprechender Ladeinfrastruktur vom Wettbewerb abzuheben. Gleichzeitig gilt es zu bedenken, dass Ladepunkte am Straßenrand anfälliger für Beschädigungen und Vandalismus sind – was zusätzliche Anforderungen an die Wartung stellt.
Praktische Beispiele für das öffentliche Laden am Straßenrand
Ladestationen am Straßenrand können entweder von Behörden zur öffentlichen Nutzung installiert oder – nach Erhalt der entsprechenden Genehmigungen – von Privatpersonen und Unternehmen eingerichtet werden.
- Städte und Gemeinden können strategisch im gesamten Stadtgebiet Ladestationen installieren. Solche öffentlichen Ladenetze befinden sich häufig in stark frequentierten Bereichen, zum Beispiel in der Nähe öffentlicher Einrichtungen.
- Private Unternehmen können eine Genehmigung beantragen, um Ladepunkte am Straßenrand zu installieren – vorausgesetzt, sie erfüllen alle lokalen Vorschriften, beeinträchtigen weder den Fußgänger- noch den Fahrzeugverkehr und gewährleisten einen sicheren Anschluss an das Stromnetz.
- Privatpersonen, die über keinen eigenen Stellplatz oder keine Einfahrt verfügen, können ebenfalls eine Genehmigung zum Laden am Straßenrand beantragen und eine Ladesäule vor ihrem Wohnhaus installieren lassen.
Zusätzliche Informationen zum Laden am Straßenrand
- Das Laden am Straßenrand ist ein Bereich mit vielen innovativen Lösungen und stetig neuen, spannenden Designs auf dem Markt. Manche Ladepunkte sind in öffentliche Straßenlaternen integriert, daneben gibt es kabellose Ladegeräte, unterirdische Ladestationen, bei denen nur das Kabel oberirdisch bleibt, sowie Kabelmanagementsysteme, die Leitungen entweder unter dem Gehweg verlegen oder über die Gehweghöhe anheben, um den Fußgängerverkehr nicht zu behindern.
- Es gibt jedoch auch eine Kehrseite: Einige E-Fahrer:innen greifen zu gefährlichen Do-it-yourself-Lösungen, um improvisierte Lademöglichkeiten am Straßenrand zu schaffen – beispielsweise, indem sie Verlängerungskabel aus der Wohnung quer über den Gehweg bis zum Fahrzeug legen. Solche Lösungen stellen nicht nur eine Brandgefahr dar, sondern sind auch gefährlich für Passant:innen.
- Da Ladepunkte am Straßenrand öffentlichen Raum beanspruchen, müssen sie strenge Sicherheits- und Barrierefreiheitsanforderungen erfüllen.
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