Was ist EV-Roaming?

EV-Roaming ermöglicht es E-Autofahrer:innen, an Ladestationen zu laden, die von anderen Ladepunktbetreibern (CPOs) betrieben werden, als bei denen sie registriert sind. Auf diese Weise können EV-Besitzer:innen mit nur einem Kundenkonto an jeder Ladestation laden, die Teil einer Roaming-Vereinbarung ist.

Anwendungsbereiche des EV-Roamings

CPOs und E-Mobilitätsdienstleister (eMSPs) können im Rahmen einer Roaming-Vereinbarung zusammenarbeiten, um ihr Geschäft auszubauen und zu skalieren. Indem sie ihre Dienste für ein breiteres Kundennetz öffnen, können sie eine bessere Ladeerfahrung bieten.

Die Rolle eines CPOs besteht darin, Ladestationen zu betreiben, während eMSPs Endkund:innen ansprechen und den Zugang zu Ladestationen über mobile Apps und Webportale ermöglichen. Häufig übernehmen CPOs auch die Rolle von eMSPs. Im Kern machen eMSPs Ladenetzwerke für die Öffentlichkeit sichtbar und erleichtern die Interaktion zwischen Ladepunkt und EV-Fahrer:in.

Eine weitere wichtige Rolle im EV-Ladeökosystem spielen EV-Roaming-Hubs. Diese Organisationen verbinden verschiedene CPOs und eMSPs miteinander und ermöglichen es so, dass EV-Fahrer:innen auch an Standorten laden können, bei denen sie nicht registriert sind.

Der Vorteil für CPOs und eMSPs besteht darin, dass sie durch EV-Roaming EV-Besitzer:innen aus anderen Netzwerken gewinnen, ihren eigenen Kund:innen Zugang zu einem größeren Netzwerk an Ladepunkten bieten oder beides. EV-Besitzer:innen bevorzugen in der Regel Anbieter, die ihnen eine große Auswahl an Ladestationen bieten, ohne dass sie sich bei mehreren Diensten registrieren müssen – insbesondere bei Reisen über Regions- oder Landesgrenzen hinweg.

EV-Roaming funktioniert entweder über bilaterale Peer-to-Peer (P2P)-Vereinbarungen zwischen Ladeanbietern oder über Roaming-Hubs wie Gireve und Hubject.

Netzwerke mit vielen Ladepunkten und hohem Ladevolumen setzen häufig auf direkte Roaming-Vereinbarungen (auch bilateral oder P2P genannt), da die Gebühren der Roaming-Hubs bei großem Umfang schnell steigen können. Größere Betreiber bevorzugen bilaterale Vereinbarungen auch dann, wenn eine Zusammenarbeit mit kleineren Netzwerken nicht praktikabel ist. Allerdings kann P2P-Roaming komplex werden, wenn mehrere Netzwerke beteiligt sind.

Roaming-Hubs hingegen bieten eine einfache Lösung für die Zusammenarbeit mit mehreren Partnern, da nur eine einzige Vereinbarung – mit dem Hub – erforderlich ist. Zwar können kleinere Unternehmen durch die Teilnahmegebühren belastet werden, jedoch profitieren sie gleichzeitig von einer größeren Reichweite und besseren Markenbekanntheit.

Hubs ermöglichen EV-Roaming zwischen mehreren Anbietern mithilfe von Kommunikationsprotokollen wie:

  • Open Charge Point Interface (OCPI)
  • Open InterCharge Protocol (OICP)
  • Open Clearing House Protocol (OCHP)
  • eMobility Interoperation Protocol (eMIP)

Bedeutung des EV-Roamings

EV-Roaming ist entscheidend für die breite Einführung von Elektrofahrzeugen, da es eine der größten Hürden für den Besitz eines E-Fahrzeugs beseitigt: die Ladeangst. Ladeangst beschreibt die Sorge, keinen Zugang zu funktionierender oder zuverlässiger Ladeinfrastruktur zu haben. Der Begriff gilt als Nachfolger der sogenannten „Reichweitenangst“, die vor allem bei frühen EV-Modellen mit begrenzter Reichweite verbreitet war. Heute ist das kaum noch ein Thema, da moderne Elektroautos und Batterien wesentlich effizienter und leistungsfähiger sind. In Bezug auf das Laden ermöglicht EV-Roaming den Zugang zu einem deutlich größeren Ladenetzwerk als es ein Einzelanbieter allein bieten könnte – sowohl bei lokalen als auch bei grenzüberschreitenden Fahrten.

Aus geschäftlicher Sicht ermöglicht EV-Roaming es CPOs, mehr Kund:innen zu erreichen, die Auslastung pro Ladepunkt zu steigern und Zusatzdienste für Nutzer:innen außerhalb des eigenen Netzwerks anzubieten. eMSPs wiederum nutzen EV-Roaming, um ihren Kund:innen Mehrwertdienste zu bieten, indem sie bestehende CPO-Netzwerke einbinden. Solche Dienste werden in der Regel in Form von Apps bereitgestellt, die EV-Fahrer:innen eine zentrale Anlaufstelle bieten – mit Funktionen wie Start/Stopp von Ladevorgängen, Reservierung von Ladepunkten und mehr.

Beispiele für EV-Roaming

  • Kleine CPOs können EV-Roaming nutzen, um ihre Reichweite durch Partnerschaften mit größeren CPOs und eMSPs zu erweitern. So kann beispielsweise ein lokaler Betreiber mit einem nationalen Anbieter kooperieren, um Nutzer:innen eine größere Abdeckung zu bieten. Dies ist besonders nützlich für Personen, die regelmäßig kurzfristig an verschiedenen Orten unterwegs sind. Wie bereits erwähnt, haben große Betreiber jedoch oft wenig Anreiz, mit kleineren Netzwerken zu kooperieren.
  • Flottenbetreiber profitieren vom Roaming, da sie dadurch jederzeit und an jedem Ort Zugang zu Ladeinfrastruktur für ihre Fahrer:innen erhalten. Beispielsweise kann ein Flottenbetreiber mit einem CPO zusammenarbeiten, um Fahrer:innen Zugang zu einem größeren Netzwerk an Ladestationen zu ermöglichen. Das kann die Produktivität der Flotte erheblich steigern und das Risiko reduzieren, dass Fahrer:innen ohne Lademöglichkeit liegen bleiben.
  • CPOs mit internationalem Ladenetz können Roaming nutzen, um ihren Nutzer:innen ein nahtloses Ladeerlebnis zu bieten. So können etwa Einzelhandelsketten mit globaler Präsenz EV-Roaming einsetzen, um ihren Kund:innen in verschiedenen Ländern eine durchgängige Ladeerfahrung zu ermöglichen.

Zusätzliche Informationen zum EV-Roaming

Das Laden von Elektrofahrzeugen bringt viele Vorteile mit sich, ist jedoch auch mit Herausforderungen verbunden. Damit EV-Roaming effizient funktioniert, müssen Ladestationen unterschiedlicher CPOs interoperabel und technisch kompatibel sein. Das bedeutet, dass Ladeprotokolle, Autorisierungsprozesse, Zahlungsmethoden und Kommunikationsschnittstellen aufeinander abgestimmt sein müssen. Häufig verwendete Protokolle zur Bewältigung dieser Herausforderungen sind OCPP, OCPI und OICP.

Darüber hinaus ist eine faire und transparente Preisstruktur entscheidend für den Erfolg von EV-Roaming – sowohl aus Sicht der EV-Fahrer:innen als auch der CPOs. Teilnehmende Unternehmen müssen sorgfältig darauf achten, da die Tarifübermittlung über das OCPI-Protokoll komplex sein kann und leicht zu Berechnungsfehlern führt, was wiederum das Kundenerlebnis beeinträchtigt. EV-Fahrer:innen möchten den genauen Preis für das Laden an einer Station eines anderen CPOs kennen, während CPOs ihre Kosten reibungslos decken möchten.

Im Idealfall wären die Preise netzwerkübergreifend vereinheitlicht. Das würde es EV-Fahrer:innen erleichtern, Preise zu vergleichen und die günstigste Option zu wählen. Gleichzeitig könnten CPOs ihre Preisgestaltung einfacher verwalten und sicherstellen, dass sie durch EV-Roaming keine finanziellen Verluste erleiden.

War das hilfreich?

Ja
Nein
Thank you for your feedback!
Please refresh and give your feedback again!