Was ist OSCP?
OSCP (Open Smart Charging Protocol) ist ein Open-Source-Protokoll, über das das Lademanagementsystem mit dem Energiemanagementsystem des Standortbetreibers oder dem System des Verteilnetzbetreibers (DSO) kommuniziert.
Hauptakteure von OSCP
OSCP ermöglicht die Kommunikation zwischen folgenden Akteuren:
- Charge Point Operators (CPOs) – spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem der EV-Ladeinfrastruktur, da sie für die umfassende Wartung, Verwaltung und den reibungslosen Betrieb von Ladestationen verantwortlich sind.
- Distribution System Operators (DSOs) – Organisationen, die für die Steuerung und Verteilung von Energie von den Erzeugungsquellen zu den Endverbrauchern zuständig sind.
Anwendung von OSCP
Für Ladeinfrastrukturbetreiber (CPOs) wird OSCP eingesetzt, um die Lastverteilung eines Netzwerks von Ladestationen dynamisch zu steuern. Auf Basis der über OSCP übermittelten Daten – wie der lokalen Netzkapazität, aktuellen Stromtarifen und Nachfrage – können CPOs intelligent entscheiden, wann und mit welcher Geschwindigkeit ein Elektrofahrzeug geladen wird. In Zeiten hoher Nachfrage kann das Laden gedrosselt werden, um die Netzstabilität zu gewährleisten, während bei einem Energieüberschuss die Ladegeschwindigkeit erhöht werden kann.
Dieses Protokoll ermöglicht es dem CPO, verschiedene Ladeprofile anzupassen und die Energieanforderungen für das Laden von Elektrofahrzeugen bestmöglich zu erfüllen, ohne das Netz zu überlasten. Diese Anpassungsfähigkeit basiert vor allem auf der 24-Stunden-Prognose der Netzkapazität, die OSCP bereitstellt. So können Betreiber den Energiebedarf antizipieren und entsprechend planen. Dieser proaktive Ansatz sorgt für eine optimale Ressourcennutzung, unterstützt die Netzbetreiber und deckt gleichzeitig effizient den Bedarf der Nutzer – bei einem stabilen und ausgewogenen Netzbetrieb.
Bedeutung von OSCP
Mit dem exponentiellen Wachstum der Elektromobilität steigt auch der Energiebedarf erheblich – was insbesondere in Spitzenzeiten eine potenzielle Belastung für die Stromnetze darstellt. Im Gegensatz zu bestehenden offenen Protokollen, die viele Funktionen des intelligenten Ladens abdecken, arbeitet das Open Smart Charging Protocol auf einer deutlich tieferen Ebene mit dem Stromnetz zusammen. OSCP bietet erhebliche Vorteile und wird zunehmend als Voraussetzung für Großprojekte eingesetzt, bei denen Smart Charging in großem Maßstab implementiert werden muss und die Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren wie Energieversorgern und Netzbetreibern unerlässlich ist.
Vorteile von OSCP
- OSCP hilft dabei, Stromausfälle zu verhindern, indem es die Netzlast ausgleicht, die Belastung während Spitzenzeiten reduziert und den Durchsatz während Schwachlastzeiten maximiert.
- Durch das vorrangige Laden in Zeiten mit niedriger Netzauslastung – wenn Strom günstiger und reichlich vorhanden ist – können Betreiber wettbewerbsfähige Preise anbieten und so die Kundenzufriedenheit steigern.
- Mit OSCP können Betreiber zuverlässigere Ladedienste bereitstellen, Wartezeiten reduzieren und sicherstellen, dass Fahrer von Elektrofahrzeugen jederzeit Zugang zu den benötigten Ressourcen haben.
- OSCP fördert die Nutzung erneuerbarer Energien, indem es das Laden von Elektrofahrzeugen in Zeiten hoher Erzeugung aus erneuerbaren Quellen ermöglicht – und somit die Nachhaltigkeitsziele der Betreiber unterstützt.
Praxisbeispiele für OSCP
- Startet ein Fahrer den Ladevorgang, kann ein OSCP-konformer Charge Point Operator (CPO) bei Bedarf zusätzliche Kapazität anfordern. Der Distribution System Operator (DSO) prüft daraufhin die aktuelle Verfügbarkeit im Netz und entscheidet, ob diese Anfrage erfüllt werden kann. Darüber hinaus kann der CPO ungenutzte Kapazitäten an den DSO zurückgeben, sodass andere Ladeinfrastrukturbetreiber diese nutzen können.
- In einem Szenario, in dem mehrere Elektrofahrzeuge während der Spitzenzeiten an ein Netzwerk von Ladestationen angeschlossen sind, erhält das System über OSCP in Echtzeit Informationen zur verfügbaren Netzkapazität und kann die verfügbare Energie intelligent auf die Fahrzeuge verteilen. Wenn zum Beispiel ein Fahrzeug dringend für eine lange Fahrt geladen werden muss und andere Fahrzeuge längere Zeit geparkt sind, kann das System dem ersten Fahrzeug mehr Leistung zuweisen und den anderen weniger – wodurch die Energieressourcen effizient genutzt und eine Netzüberlastung vermieden wird.
- In Regionen mit hoher Erzeugung erneuerbarer Energie (z. B. aus Solar- oder Windkraft) kann es zu einem Überangebot kommen. Diese Überschüsse können über OSCP kommuniziert werden, sodass die Ladestationen in dieser Zeit die Preise senken – und Fahrer von Elektrofahrzeugen motiviert werden, ihre Fahrzeuge zu laden. Dadurch wird überschüssige erneuerbare Energie effektiv genutzt.
OSCP-Versionen
Das OSCP-Protokoll wird von der Open Charge Alliance (OCA) unterstützt – einer globalen Gruppe führender Akteure der EV-Infrastruktur, die sich der Förderung offener Standards in der Ladebranche verschrieben hat.
Das Protokoll liegt in zwei Versionen vor:
- OSCP 1.0: Eingeführt im Jahr 2015, markierte diese erste Version den Beginn des Protokolls mit dem Schwerpunkt auf Smart Charging für Elektrofahrzeuge, koordiniert durch den Distribution System Operator (DSO).
- OSCP 2.0: Veröffentlicht im Jahr 2020, erweitert diese aktualisierte Version den ursprünglichen Anwendungsbereich, indem sie bewusst auf Begriffe verzichtet, die das Protokoll ausschließlich auf intelligentes Laden von Elektrofahrzeugen beschränken. Stattdessen verwendet sie eine allgemeinere Sprache, um die Integration von Elektrofahrzeugen in größere und vielfältigere Energiesysteme zu ermöglichen. Diese Änderung trägt der sich wandelnden Rolle von EVs innerhalb umfassender Energienetzwerke Rechnung und weist auf eine stärker vernetzte Energiezukunft hin.
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